[Um diese Geschichte für alle verständlich zu machen, wurden die Dialoge vom Orkischen auf die Handelssprache übersetzt.]
Als die Sonne untergeht legt An’jaknaa den Tiegel mit der blauen Farbe auf den kleinen Tisch ihrer Hütte zurück. Sie zögert kurz, bevor sie aufsteht und ihre Streitaxt nimmt.
An’jaknaa hatte sich außergewöhnlich lange Zeit genommen um ihre gewohnte Kriegsbemalung auf ihr Gesicht zu malen. Die blaue Hand, welche auf ihrer linken Schulter sichtbar ist, kennzeichnet sie als Mitglied der Kriegerkaste ihres Volkes. Um sich diesen Handabdruck zu verdienen, musste sie jahrelang ihre Ausdauer, Kondition und die Fähigkeit mit Waffen umzugehen trainieren.
Sie hatte sich nie ausgesucht Kriegerin zu werden. Es ist in ihrem Volk üblich die Kinder, sobald sie nicht mehr von der Mutter abhängig sind, ihren zukünftigen Kasten zur Ausbildung zuzuteilen. Familien sind nicht wichtig. Wichtig ist einzig und allein nur die Kaste.
An’jaknaa atmet tief durch und setzt sich die silberne Kopfbedeckung mit vielen kleinen Löchern darin auf den Kopf.
Diesen „Helm“ trugen alle Mitglieder ihres Volkes aus Demut zu ihren Gott Kan’jokk’nuk.
An‘jaknaa darf nun keine Schwäche zeigen, das weiß sie. Sie nimmt ihre Streitaxt und verlässt mit erhobenen Schultern ihre Hütte. Die Kriegerin geht sicheren Schrittes den Weg Richtung Versammlungsplatz.
Als sie dort ankommt, erhebt sie ihre Stimme um die Aufmerksamkeit ihres Volkes auf sich zu ziehen. „Ich, An‘jaknaa Stahlfaust, fordere dich Gromkush Schmetterhand heraus! So wie du unser Volk führst, wirst du uns in den Untergang führen! Das werde ich nicht zulassen!“
An’jaknaa hatte lange nachgedacht, was sie Gromkush sagen wird. Lange hatte sie zugesehen wie ihr Heerführer weich geworden war. Er hatte immer wieder Schwäche gezeigt. Das konnte sie nicht dulden. An’jaknaa war sicherlich nicht die stärkste Kriegerin, aber sie wusste wie sie die Schwächen ihrer Gegner ausnutzen konnte. Diese Fähigkeit hatte ihr schon oft einen guten Dienst erwiesen.
Die Mitglieder ihres Volkes starren An’jaknaa entsetzt an. „Komm heraus und stell dich!“, fordert sie ihren Konkurrenten heraus. Lange rührt sich nichts in der Hütte von Gromkush, als plötzlich doch das leise Knarren der Türe zu hören ist. Ein muskulöser, schwarzhäutiger Ork kommt mit seinem mächtigen Streithammer heraus. Auch er trägt, wie alle Krieger, den blauen Handabdruck der Kriegerkaste auf seiner linken Schulter. Sein Gesicht ist grimmig verzerrt und er blickt zornerfüllt An’jaknaa an. „Ich habe dich ausgebildet und du wendest dich gegen mich An’jaknaa?“ fragt der Gromkush sein Herausforderin. Plötzlich erscheint ein Lächeln auf seinem Gesicht und er sagt: „Ich bin stolz auf dich! Ich hätte genauso gehandelt wie du!“.
Mit einem lauten Schrei läuft er los und schwingt seinen Streithammer hoch über seinen Kopf um den ersten Schlag auszuführen. An’jaknaa hatte damit gerechnet. Sie steigt einen Schritt zurück, beugt sich um den Schwung zu entgehen und holt gezielt mit der mächtigen Streitaxt auf das rechte Knie von Gromkush aus. Sie weiß, dass der Ork sein ganzes Gewicht auf dem rechten Bein hat, da sein linkes seit dem letzten Kampf jeden Tag schmerzte und er es kaum belasten konnte.
Diese Information hatte er niemanden gegeben, aber im Training hatte es An’jaknaa bemerkt.
Die Streitaxt trifft sein rechtes Bein und ein lautes knacken ist zu hören. Mit zwei weiteren gezielten Hieben streckt An’jaknaa ihren Ausbildner zu Boden und spaltet seinen Schädel.
Die Menge, welche sich um den Versammlungsplatz eingefunden hatte, beobachtet wortlos das blutige Schauspiel. Kein Geräusch ist zu hören.
An’jaknaa seufzt kurz und blickt in die Runde, als sie ihre Axt aus den Überresten ihres Lehrers zieht und sagt: „Gromkush Schmetterhandhand war ein tapferer Krieger. Er hat unserem Volk mit Ehre gedient, aber nun werde ich uns zu Ruhm verhelfen. Ich werde nicht zusehen wie wir untergehen. Unsere Feinde werden erzittern und unsere Freunde werden belohnt werden! Die Kinder des Kan’jokk’nuk werden aufsteigen!“
An’jaknaa sinkt auf die Knie und vollendet ihre bunte Kriegsbemalung im Gesicht mit dem Blut ihres Widersachers. Sie hört gar nicht wie sich ein Chor aus Stimmen erhebt und gemeinsam „für Kan’jokk’nuk“ schreit. Die Kriegerin hat nur einen Gedanken: „Kann’jokk’nuk, wir werden für dich siegen!“
[Vorstellung] Kan'jokk'nuk-Knok'naak
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