[Vorstellung] Die Schrate
Verfasst: Mo 25. Jan 2016, 10:49
"HHHHnnngrUUAAAaarhhh!"
Wie üblich begann Chefschrat den Tag mit einem langen Grunzen aus tiefster Seele. Er kroch aus dem Erdloch, in dem er die Nacht verbracht hatte, streckte sich, reckte sich, fand die Kakerlake in seinem Fell, die ihn mit ihrem Kitzeln aufgeweckt hatte, steckte sie zwischen seine gelben Zähne und kaute genüsslich darauf herum, während er sich umschaute. Unweit von ihm waren seine Schrate schon damit beschäftigt, die ersten Bauern zu besteuern, was jene ergeben über sich ergehen liessen. Immerhin fraßen die Schrate sie nicht gleich auf.
Chefschrat runzelte die Stirn. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen. Die Schrate würden noch ein wenig Silber aus den Bauern herauspressen und dann den Rest des Tages faul herumlungern. Wie jeden Tag eben.
Aber irgendwie befriedigte diese Aussicht Chefschrat nicht so wie bisher.
Gab es nicht noch mehr im Leben? Die Bauern erzählten manchmal davon, dass es noch andere Völker gab, vielleicht sogar solche, die ihre Bauern nicht auspressten, sondern ihr Silber auf andere Art erwirtschafteten. Chefschrat verstand die höhere Finanzmathematik nicht so recht, aber ihm dämmerte, dass es mit dem schratigen Leben ein Ende haben könnte, wenn ein solches Volk Wind von den Schraten und ihren Bauern bekäme. Er hatte zwar viele Fäuste voll Schrate zur Verfügung (auch mit Zahlen größer als fünf hatte er Schwierigkeiten, aber damit war er noch immer mit Abstand der Gebildetste unter den Schraten), aber womöglich hatten andere Völker ja noch mehr Kämpfer... und womöglich sogar noch bessere Waffen. Kriegshämmer vielleicht. Seine tief liegenden Augen bekamen einen träumerischen Blick. Ja... ein Kriegshammer wäre schon etwas Schönes.
Außerdem... dieses Erdloch war wirklich nicht repräsentativ. Vielleicht sollte man ein Haus bauen, so wie die Bauern. Aus Stein. Das würde die Bauern sicher noch mehr beeindrucken. Und womöglich könnte man auch eine Folterkammer einrichten, dann müsste man die Bauern nicht immer im Freien foltern.
Chefschrats Blick schweifte in die Weite, zu den merkwürdigen weißen Bergen in der Ferne. Sogar dorthin hatten sich schon Schrate verirrt. Anscheinend gab es dort viel kaltes weißes Zeug, das nicht gut schmeckte, und wenige Bauern zum Besteuern. Aber die Bauern erzählten sich manchmal Geschichten von merkwürdigen Wesen, die in solchen weißen Bergen leben sollten, sogenannten Greifen, die Eier legten. Hm. Ein schönes Greifenei-Omelett ab und zu wäre auch schön. Vielleicht sogar mit Greifenstreifen...
Ja, das Leben hätte durchaus mehr zu bieten als immer nur die gleichen Bauern auszupressen. Aber dazu würde viel Arbeit nötig sein. Arbeit, das konnten die Schrate nicht gut. Aber das störte Chefschrat nicht. Er würde ja nicht derjenige sein, der arbeitete. Höchstens müsste er vielleicht die ersten zwei oder drei oder fünf Schrate, die aufmuckten, einen Kopf kürzer machen, aber irgendwann würden die übrigen verstehen, dass ab jetzt ein neuer Wind wehte. O ja.
Chefschrat stellte sich auf einen Hügel, holte tief Luft und brüllte: "Schrate HERKOMMEN! Aber SCHNELL! Viel zu tun!"
Wie üblich begann Chefschrat den Tag mit einem langen Grunzen aus tiefster Seele. Er kroch aus dem Erdloch, in dem er die Nacht verbracht hatte, streckte sich, reckte sich, fand die Kakerlake in seinem Fell, die ihn mit ihrem Kitzeln aufgeweckt hatte, steckte sie zwischen seine gelben Zähne und kaute genüsslich darauf herum, während er sich umschaute. Unweit von ihm waren seine Schrate schon damit beschäftigt, die ersten Bauern zu besteuern, was jene ergeben über sich ergehen liessen. Immerhin fraßen die Schrate sie nicht gleich auf.
Chefschrat runzelte die Stirn. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen. Die Schrate würden noch ein wenig Silber aus den Bauern herauspressen und dann den Rest des Tages faul herumlungern. Wie jeden Tag eben.
Aber irgendwie befriedigte diese Aussicht Chefschrat nicht so wie bisher.
Gab es nicht noch mehr im Leben? Die Bauern erzählten manchmal davon, dass es noch andere Völker gab, vielleicht sogar solche, die ihre Bauern nicht auspressten, sondern ihr Silber auf andere Art erwirtschafteten. Chefschrat verstand die höhere Finanzmathematik nicht so recht, aber ihm dämmerte, dass es mit dem schratigen Leben ein Ende haben könnte, wenn ein solches Volk Wind von den Schraten und ihren Bauern bekäme. Er hatte zwar viele Fäuste voll Schrate zur Verfügung (auch mit Zahlen größer als fünf hatte er Schwierigkeiten, aber damit war er noch immer mit Abstand der Gebildetste unter den Schraten), aber womöglich hatten andere Völker ja noch mehr Kämpfer... und womöglich sogar noch bessere Waffen. Kriegshämmer vielleicht. Seine tief liegenden Augen bekamen einen träumerischen Blick. Ja... ein Kriegshammer wäre schon etwas Schönes.
Außerdem... dieses Erdloch war wirklich nicht repräsentativ. Vielleicht sollte man ein Haus bauen, so wie die Bauern. Aus Stein. Das würde die Bauern sicher noch mehr beeindrucken. Und womöglich könnte man auch eine Folterkammer einrichten, dann müsste man die Bauern nicht immer im Freien foltern.
Chefschrats Blick schweifte in die Weite, zu den merkwürdigen weißen Bergen in der Ferne. Sogar dorthin hatten sich schon Schrate verirrt. Anscheinend gab es dort viel kaltes weißes Zeug, das nicht gut schmeckte, und wenige Bauern zum Besteuern. Aber die Bauern erzählten sich manchmal Geschichten von merkwürdigen Wesen, die in solchen weißen Bergen leben sollten, sogenannten Greifen, die Eier legten. Hm. Ein schönes Greifenei-Omelett ab und zu wäre auch schön. Vielleicht sogar mit Greifenstreifen...
Ja, das Leben hätte durchaus mehr zu bieten als immer nur die gleichen Bauern auszupressen. Aber dazu würde viel Arbeit nötig sein. Arbeit, das konnten die Schrate nicht gut. Aber das störte Chefschrat nicht. Er würde ja nicht derjenige sein, der arbeitete. Höchstens müsste er vielleicht die ersten zwei oder drei oder fünf Schrate, die aufmuckten, einen Kopf kürzer machen, aber irgendwann würden die übrigen verstehen, dass ab jetzt ein neuer Wind wehte. O ja.
Chefschrat stellte sich auf einen Hügel, holte tief Luft und brüllte: "Schrate HERKOMMEN! Aber SCHNELL! Viel zu tun!"